Revision
Begründung
Gestohlene Erfinderideen | Bestandsaufnahme
Dilemmata | Fiktion | Zeitraffer
Namensokkupation | Anspruch & Revision
Begründung
Technologische & konstruktive Vernachlässigung in der musikwissenschaftlichen Deutung der Instrumentengenealogie der Deutschen Concertina und des Bandonions
Autor: Heiko Guter/Konstrukteur
In der musikhistorischen Literatur begegnet man wiederholt Deutungen zur Entstehung und Entwicklung des Bandonions, die einer technologischen Nachprüfung nicht standhalten. Nach eingehender Analyse der einschlägigen geschichtlichen Interpretationen ergibt sich ein in sich unstimmiges Bild der Rückschlüsse aus den überlieferten Tatsachen. Insbesondere in der von Janine Krüger verfassten Publikation Heinrich Band. Bandoneon: Die Reise eines Instruments aus dem niederrheinischen Krefeld in die Welt (Klartext Verlag, 2020) offenbart sich eine systematische Vernachlässigung instrumentenbaulicher Realitäten zugunsten musikwissenschaftlich geprägter Thesen. Dies wirft grundlegende Fragen hinsichtlich der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Geschichtswissenschaft, Musikwissenschaft und Instrumentenbau auf.
Die konstruktive Lücke in der Forschung
Die musikwissenschaftliche Betrachtung der Transformation der Deutschen Concertina – insbesondere in den Varianten von Uhlig, Zimmermann und Reichel – zum später sogenannten Bandonion leidet unter einem eklatanten Mangel an technischem Fachwissen. Dass „Band Töne umstimmte“, wie gelegentlich lapidar behauptet wird, kann in begrenztem Umfang – beispielsweise bei Halbtonkorrekturen – technisch plausibel sein. Eine Umstimmung ganzer Oktavlagen hingegen erfordert nicht nur eine neue Intonation, sondern den vollständigen Umbau der Stimmplatten. Diese Tatsache wird in der musikhistorischen Literatur kaum reflektiert.
Mechanisch-konstruktive Herausforderungen
Die Erweiterung der Tastaturen, wie sie bei späteren Bandonionmodellen vorgenommen wurde, ist nicht bloß eine Frage der Tastenanzahl oder -verteilung, sondern bringt komplexe Herausforderungen mit sich:
Didaktik und Spielbarkeit:
Neue Tastaturanordnungen müssen logisch und spielerisch zugänglich sein – ein Aspekt, der ohne tiefgehende spieltechnische Erprobung kaum zu realisieren ist.Korpusmodifikation:
Der tragende Instrumentenkorpus muss angepasst werden, um die strukturelle Integrität trotz veränderter Hebelverhältnisse und Tastenanzahl zu gewährleisten.Winkeltechnische Limitierungen:
Die horizontale Ausdehnung der Tastenreihe führte zu Problemen beim ergonomischen Greifen und insbesondere beim winkelgerechten Durchdrücken weit vorgelagerter Tasten im Instrument. Als konstruktive Antwort entstand die sogenannte Gelenkpuppe – eine gelenkige Tastenmechanik, die präzisen Krafttransfer trotz ungünstiger Hebelverhältnisse ermöglichte.
Solche technischen und ergonomischen Überlegungen bedürfen handwerklicher und erfahrungsbasierter Expertise – typischerweise in der Domäne erfahrener Instrumentenbauer und -konstrukteure beheimatet.
Eine Machbarkeitsstudie fehlte
Offensichtlich versäumten es die untersuchenden Fakultäten, die technische Machbarkeit des Übergangs vom einfachen Konzertinasystem zur komplexen Bandonionstruktur im Sinne einer realitätsnahen Machbarkeitsstudie zu beleuchten. Die Umsetzung einer horizontal erweiterten Tastatur mit funktionaler Ergonomie wäre ohne eine solche Innovationsphase nicht denkbar gewesen.
Die von Band veranlassten Innovationen – sofern man sie ihm zurechnen möchte – sind ohne fundierte Kenntnisse des damaligen Instrumentenbaus kaum korrekt einzuordnen. Damit stehen viele Aussagen auf spekulativem Grund.
Die bislang dominante musikhistorische Perspektive auf das Bandonion unterschlägt maßgebliche technologische Aspekte, welche die Entwicklung dieses Instruments entscheidend prägten. Eine interdisziplinäre Herangehensweise, die das Fachwissen von Instrumentenmachermeistern einbezieht, wäre unerlässlich gewesen, um der Komplexität des Gegenstandes gerecht zu werden. Die weitgehende Ignoranz dieser Notwendigkeit zieht sich bedauerlicherweise – und oftmals dilettantisch – als roter Faden durch das Werk von Janine Krüger Heinrich Band. Bandoneon.
Spass an Geschichte – Ernst der Fakten
Man nehme eine Geige, stimme G > Gis, D > Des, A > Ais und E > Es, füge eine fünfte Saite hinzu – und das chaotisch klingende Resultat nennt sich dann „Fidelonion“. Der Konstrukteur: ein gewisser Herr Fidel. Was klingt wie ein humorvoller Einfall, verweist in Wahrheit auf ein ernstzunehmendes Problem innerhalb der historischen Innovationsdebatte.
Zahlreiche technische Erfindungen – vom Automobil über die [Glühlampe] bis hin zum Radio – haben eine gemeinsame Geschichte: Sie sind nicht nur Gegenstand technischer Entwicklung, sondern oft auch von geschichtlicher Umdeutung, Vereinnahmung oder gar Zuschreibung, die nicht auf überprüfbaren Quellen, sondern auf Wiederholung und Deutungshoheit beruhen.
Auch das Bandonion, mein geliebtes „Bandonion*neon“, reiht sich offenbar in diese Liste ein. Die überlieferten Informationen zu seiner Entstehung sind ebenso widersprüchlich wie die Tonanordnung des Instruments selbst. So suggeriert das „Handbuch der Instrumentenkunde“ (Bosse-Verlag, 1954), Uhlig habe 1835 bereits eine „sechseckige, 128-tönige Konzertina gebaut“. Meyers Lexikon von 1930 spricht vage von einer „verbesserten Wheatstone-Concertina“. Und wenn Frau Dr. Krüger lapidar formuliert, „Band baute einfach ein größeres Instrument aus dem Akkordeon“, wird der historische Kontext gleich ganz ausgeblendet.
Dabei basieren viele dieser Zuschreibungen – besonders in regional dominierten Narrativen, etwa in typischen Krefelder Artikeln [1] ; [2] auf Mutmaßungen. Sie beruhen auf Wiederholung, nicht auf validierten Belegen. Sachsen und seine traditionsreichen Instrumentenbaumeister der damaligen und heutigen Zeit werden in diesen Versionen der Geschichte weitgehend ausgeklammert. Warum? Weil die Deutungshoheit offenbar wichtiger ist als die rekonstruktive Genauigkeit.
Daher möchte ich ausdrücklich betonen, dass ein grundlegender Unterschied besteht zwischen einer konkret ausgeführten, konstruktiven baulichen Ausgestaltung und einer lediglich denkbaren, hypothetischen Idee. Eine sogenannte „Tastaturerweiterung“ – wie sie etwa im Kontext des Bandonions diskutiert wird – ist definitionsgemäß eine funktionale Ergänzung, nicht jedoch eine originäre, konstruierte Erfindung im Sinne des Patentrechts.
Besonders kritisch wird es, wenn solche Ergänzungen ohne nachvollziehbare eigenständige schöpferische Leistung als vollständige Innovationen deklariert werden – während gleichzeitig Indizien auf eine Übernahme fremder geistiger Vorleistungen hindeuten. In solchen Fällen ist aus urheber- wie patentrechtlicher Sicht eine sorgfältige Prüfung unerlässlich, um etwaige Schutzrechtsverletzungen oder unlautere Aneignungen festzustellen. Dies ist auch der Kern meines Anliegens: Wahrheitsfragmente zu sichern, Behauptungen zu hinterfragen und aus belegbaren Fakten ein stimmiges Bild zu formen.
Ja, ich weiß: Glaubenssätze lassen sich nicht widerlegen. Doch falls die Krefelder Archivare über geheime, detaillierte Konstruktionszeichnungen, Variantenvergleiche, Produktionsanweisungen und Investitionspläne zum Bau eines „originalen“ Bandonions verfügen – dann wäre es wohl an der Zeit, diese offenzulegen.
Bestandsaufnahme
was die Lexika so hergibt | Ansichten
BI-Elementar-Lexikon Leipzig 1985 [1]: „Bandonion n: kaum noch gebräuchl. Handharmonika mit Knöpfen für Melodie und Begleitung; 1846 von H. Band aus der Konzertina entwickelt.“
Bertelsmann Lexikon 2003 [2]: „Bandoneon, eine Konzertina mit mehr als 88 Tönen, die der Krefelder Händler H. Band (*1821, †1860) seit etwa 1845 herstellen ließ.“
[https://ruhrmuseum.de/museum/…../bandoneon-mit-tragekoffer-carlsfeld-1920-1930]
„Entwickelt wurde das Bandoneon, ursprünglich Bandoneo, Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Musiklehrer Heinrich Band. Er gründete eine Bandoneon-Fabrik und vertrieb die Instrumente in seinem Musikaliengeschäft in Krefeld.“
Auszüge aus dem derzeitigen Wikipediaeintrag 2025 (offensichtlich von einem Krefelder) Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bandoneon
„Das Musikinstrument Bandoneon, ursprünglich Bandonion, ist ein von Heinrich Band konstruiertes Handzuginstrument aus der Gruppe der Harmonikainstrumente, das aus der Konzertina entwickelt worden ist.
Nachgewiesen ist, dass Band zunächst in Böhmen Konzertinas aufkaufte, an denen er als erster maßgebliche Veränderungen vornahm, weil er den geringen Tonumfang (54 Töne) der damaligen Konzertinas unzureichend fand. Band fertigte zuerst 64-tönige, später 88-tönige Instrumente.
Das Bandoneon wurde sehr schnell über die Stadtgrenzen Krefelds hinaus in ganz Deutschland bekannt und geschätzt. Band verbesserte den Tonumfang von 106 auf 112, dann auf 128 und zuletzt auf 130 Töne.“
Bandonion & Concertinafabrik Klingenthal
[https://bandonionfabrik.de/geschichte.html]
„Bereits 1854 wurde das von Heinrich Band im Jahr 1847 erfundene Bandonion von Carl Friedrich Zimmermann in Carlsfeld/Sachsen gebaut.“ ……. „Als Erfinder des Bandonions gilt aber Heinrich Band, der 1843 in Krefeld ein Geschäft für Musikinstrumentenlehre und -handel gründet. Er nimmt die entscheidenden Veränderungen an der Concertina vor, die zur „Geburt” des Bandonions führen. Das neue Instrument wird von ihm zunächst „Accordion” genannt.“
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ToDoTango – die allumfassende argentinische Standardseite:
[www.todotango.com/english/history/chronicle/149/The-bandoneon-name-origin-and-manufacturers/]
„Die frühen Instrumente von Band hatten 56 Töne mit je 14 zweistimmigen Tasten auf jeder Seite. Später fertigte er weitere mit 64 und mit 88 Tönen.“
ABSURDUM
Wenn wir uns die Ordnungsgrafik anschauen, sehen wir auf der Familienebene nur Konzertina und Akkordeon. In der untergeordneten Gattung ist ein Akkordeon mit Knöpfen oder Klaviatur ein Akkordion. Und noch in der Artebene bleibt ein Akkordeon mit B-, C-Griff, Schrammel- oder 48, 72, 96 und 120 bässig, immer noch ein Akkordeon.
Schauen wir uns ein Kusserow-Bandonion an, merken wir, dass die einst dem Bandschen Bandonion zugeordneten Tastatur-Merkmale überhaupt nicht enthalten sind. Im Kusserow, Pégury, Manoury, Birken, sind nur die baulichen Merkmale der Konzertina enthalten. Man müsste diese Instrumente in ihrer Art gattungsfrei der Familie Konzertina zurechnen. Ihre Eigennamen wären Kusserownion, Pégurion, Birkonion etc. wie es mit dem Chromatiphon und der Symphonetta u.a. zu eigenständigen Artnamen gekommen ist. Beispiel: das Chromatiphon ist eine gleichtönige Konzertina mit einer logischen Tastaturanordnung nach Hugo Stark.
Als logischen Schluss läßt sich daraus herleiten, dass wenn man Band einen Tastaturentwurf zumutet, gerade einmal die 88tönige Concertina (bzw. damals noch Accordion genannt) als Bandonion genannt werden könnte. Alle späteren „Vervollkommnungen“ und Tastaturerweiterungen haben mit Band nichts mehr zu tun.
Infragestellung
- Wo sind Heinrich Bands Konstruktionsentwürfe zu bestaunen?
- Konnte Band überhaupt einen Prototyp „basteln“.
- Wer traut dem Händler und Musiker H. Band konstruktive Manipulation und detailierte Produktionsanweisungen zu?
- Gibt es Handels- bzw. Lieferverträge mit sächsischen Unternehmen?
- Existieren Verträge zu Wiederverkäufern bzw. Exportunterlagen während des 80jährigen Bestehens der Bandschen Instrumentenhandlung?
- Woher bezogen die Bandschen Verwandschaftsfilialen in Mainz, Köln, NY etc. ihre Waren?
DILEMMATA
- [Accordion] Heinrich Band bezeichnete die von ihm gehandelte ‚German Concertina‘ wissentlich, absichtslos oder dilettantisch als „Accordion“. Der Musikwissenschaftlerin Dr. Janine Krüger unterstelle ich Absicht, den Zuhörer glauben zu lassen, das Bandonion sei aus dem Accordion „entwickelt“. Da darf ich von einer Wissenschaftlerin mehr erwarten als gezielte Desinformation!
[Namens-Adaption] Es ist verständlich, dass der zwanzig jahrelang gebräuchliche aber ‚unpassende‘ Name Accordion längst hätte geändert werden müssen, zumal das richtige Akkordeon eigene Wege beschritt. Während andere Instrumentenhändler schon den Namen <Concertina> oder wenigstens <chromatische Harmonika> gebrauchen, versucht Band noch kurz vor seinem Tode den ichbezogenen Namen ‚Bandonion‘ als Vermächtnis einzuführen. Was mindestens seinen Nachfahren gelingt – das Dilemma nimmt seinen Lauf, die Heiligsprechung ist nicht mehr aufzuhalten.
- [Patent) Nach damaliger und heutiger Ansicht erlangt eine (im speziellen mangelhafte unlogische) „Tastaturerweiterung“ keine Patentstärke.
- [Instrumentenvergleiche] Es ist widersinnig, wenn Frau Dr. Krüger sächsische Instrumente mit sächsischen Instrumenten vergleicht. Dabei die Exportausführungen der mit ‚Band‘ etikettierten Instrumente mit absonderlich folkloristischen Namen betitelt und die aus der gleichen Produktionsquelle stammenden als Konkurrenzmodelle bezeichnet. Damit soll die qualitative Überlegenheit von Bandonions aus Bandscher Produktion (die es freilich nicht gibt) hervorgehoben werden.
- [Recherchearbeit] Es ist Frau Dr. Krügers umfangreicher und hochrespektabler Recherchearbeit zu verdanken, die Spur zum Hauptlieferanten nach Waldheim/Sa. für Bandonions ins Rheinland ausfindig gemacht zu haben. Am Produktionsstandort Waldheim/Sa. waren mehrere Instrumentenbauer zu unterschiedlichen Zeiten ansässig. Es wird zukünftige Nachforschung erforderlich sein, um sich ein genaues Abbild dieses Leistungszentrums und Hochburg des Instrumentenbaus vor 1900 zu verschaffen. Die Produktionszahlen sprechen eine enorme konstruktive, technologische und innovative Sprache, welche das bisherige Geschichtsbild verändern werden. Zu keiner Zeit und an keinem Ort ist im geringsten vergleichbares aus dem Rheinland bekannt – wie kann es sein, dass die Reise des Bandonions „aus dem niederrheinischen Krefeld in die Welt“ begonnen haben soll?
Die Fiktion
Der Kunde ist König – Das Bandonion als Auftragswerk
Bertelsmann Lexikon 2003 [2]: „Bandoneon, eine Konzertina mit mehr als 88 Tönen, die der Krefelder Händler H. Band (*1821, †1860) seit etwa 1845 herstellen ließ.“
Fiktive Auszüge aus Korrespondenzen und Verhandlungsgesprächen
(Unterstreichungen sind nachweisbare Indizien)

Variante 1.) Band zu Uhlig: „Herr Uhlig danke für ihr neues Tastaturarrangement mit der vierten Hilfsreihe. Auch wenn ich verstehe, dass Sie damit Ihre Urintension verlassen, werden sich meine Kunden über die ’neuen halben Töne‘ doch sehr dankbar erweisen.“ Uhlig: „Ja, danke Herr Band. Diese Entwicklung haben Sie aber eher meinem Stiefsohn zu verdanken, der mich schon seit Jahren damit nervt, doch endlich chromatische Töne einzustimmen. Der möchte sich ohnehin von mir lösen und seinen eigenen Geschäften nachgehen.“ Band: „Ach, gut zu wissen.“
Variante 2.) Band & Reichel bei einem Treffen in Chemnitz 1849: „Herr Reichel, mir ist zu Ohren gekommen, dass sie beabsichtigen in den Bau von Concertinas zu investieren und beabsichtigen eine neue Manufaktur zu gründen. Wie Sie wissen, kaufe ich seit Jahren bei ihrem Vater Concertinas, die er immer noch Accordion nennt und davon auch nicht abweichen möchte. Doch das respektiere ich, vor allem, ob der Ausführungsqualität. Dennoch möchte er, trotz großer Bitten meiner Kunden, keine noch größeren als die vierreihigen teilchromatischen Instrumente bauen und darüberhinaus seine Fertigungslinien nicht weiter ausbauen. Dieser Zimmermann hat doch auch schon 108 Töne unterbekommen.“ Darauf Reichel: „Herr Band sie haben doch eine eigene Fabrik, warum machen es nicht einfach selbst?“ Band: „Äh, das ist, äh, damit unsere werte Kundschaft glaubt, äh, nein, können wir gerade nicht.“ Reichel: „Aha, na ich will sehen, was sich da machen lässt, sie sagten 500 bis 800 Stück? Bauen wir in der Regel innerhalb einer Woche. Dann frage ich mal unsere Werkmeister wie wir noch mehr Töne unterkriegen. Wir tüfteln ohnehin gerade an runden, sechs- & achteckigen Gehäusen und Gelenkpuppen für weitere Tastenreihen. Haben sie diesbezüglich Wünsche oder können wir ihnen etwas vorschlagen?“ Band: „Hah, darüber denke ich schon seit Jahren nach und finde keine praktische Lösung aber schauen sie mal , ob sie die „doppelte Fis-Taste“ irgenwie anders lösen. Also, das ‚Wie‘ überlasse ich ihnen, wo eben Platz ist. Aber, belassen Sie die alte Uhligsche Kernlage, die brauchen meine Altkunden. Ach noch eins – nennen Sie doch das Instrument vorerst <Bandanino>“.
Variante 3.) Band zu Reichel: „Sie hatten im letzten Brief eine neue Erfindung angekündigt und benennen diese jetzt Concertina. Ist denn der Name gar nicht geschützt? Reichel: „nicht das ich wüsste, dennoch sollten wir uns vom „Accordion“ langsam verabschieden, die Engländer nennen es schon seit zehn Jahren ‚German Concertina‘, sogar in deren Kolonien.“ Band: „Achso, dann habe ich da schon so eine Idee.“
Variante 4.) Kunde zu Band: „Herr Band sie haben mir doch ein Accordion verkauft„ Band: „Ja – ein Exportmodell aus Sachsen, beste Ausführung“ Kunde: „Herr Band, da sind aber keine Akkorde gekoppelt“ Band: Mmh, ich weiß – aber mein Produzent traut sich nicht den Namen zu ändern, er meint das ‚Akkordieren‘ müsste schon jeder verstehen“. Kunde zu Band: „also der Schmitz um die Ecke nennt es Concertina und bei einem Besuch in Leipzig las ich sogar chromatische Harmonika. Haben sie diese auch im Angebot?“ Band: „Da werde ich mal bei unserem Lieferanten nachfragen, guten Tag noch.“
Variante 5.) Band zu Zimmermann: „Moin, ein Kunde von mir sprach von chromatischen Concertinas. Könnte ich da mal ein Probemodell bestellen? Auch benötige ich die dazugehörige Tabulatur/Schule, einmal genügt.“ Zimmermann „aber gern“. Vier Wochen später in einem Brief von Band: „Hiermit Bestellung von 1200 Exemplaren Ihrer neuen ‚Concertina‘. Vor der Balgklappe ist mit BANDONION zu kennzeichnen. Etikettieren tun wir selbst.“ Zimmermann: „Die Lieferung ginge klar, aber die Instrumente heißen schon länger CONCERTINA. Daher muss ich von solch‘ Sonderwunsch absehen.“ Band zwei Wochen später: „Werter Herr Zimmermann, wir haben uns aus gutem Grunde für das preislich unschlagbare Angebot von Herrn Reichel entschieden. Wir sind an langjährigen Lieferverträgen interessiert, doch wie ich hörte, überlegen Sie Auszuwandern. Daher wünsche ich Ihnen gute Reise und bedanke mich für die bisherige Zusammenarbeit.“
So oder ähnlich kann und wird es sich zugetragen haben, freilich nicht ganz so hochdeutsch. Schon immer waren solche Aufträge ein Eingriff in die bestehenden Fertigungsroutinen aber, wenn der Kunde nicht allzu „nörgelig“ ist und es sich lohnt, machbar. Ein Tastaturentwurf vom Kunden taugt nichts, wenn er über keine konstruktiven Kenntnisse verfügt und an der Machbarkeitsstudie scheitert. Wir wissen, Uhlig wollte seine „Fertigungslinien“ und sein in sich schlüssiges Tonsystem nicht umstellen. Also ist es wahrscheinlich, dass H. Band in Sachsen Instrumentenbauer „abklapperte“, mit der Bitte ihm doch größere Instrumente anzubieten, um den Wünschen seiner spielenden Kundschaft nachzukommen. Er wurde bei Reichel fündig, der runde und achteckige „Accordions“ im Angebot hatte und gerade seine Instrumente „vervollkommnete“ und 1850 in Chemnitz seine Produktion aufnahm. Und ob und wie innerhalb der sächsischen Instrumentenbauergilde „gekupfert“ wurde oder aber ein interdisziplinärer Wissensaustausch stattfand, wissen wir nicht.
Früher und heute bauten und bauen die Instrumentenmacher auf Kundenwunsch. So wünscht sich ein Kunde eine Tastaturerweiterung der 142tönigen „Rheinischen Tonlage“ im Diskant „unten rum“ ab F > Fis > G > Gis und „oben raus“ noch A > Bb > H > C; gern gleichtönig und auch plausibel. Wegen einem Stück, mmh, so eine Sache – ab 1000 Stk. Abnahme gern, dann allerdings nur noch mit Wunsch-Namen. Nur ausgedacht? Nein, während der großen Exporterfolge der goldenen Zwanziger Jahre nach Nord- u. Südamerika beauftragte Hohner den Bandonionproduzenten ELA: „Herr Arnold, nennen Sie es <Echo> und <Tango>“ und vergessen Sie nicht mit „Hohner“ zu etikettieren, bei Bands Sohn haben sie es doch auch gemacht“.
Und es gibt noch einen elementaren Unterschied zwischen einem Instrumentenbauer und einem Händler – das ist die Vorratshaltung. Ein Instrumentenbauer baut nach Auftragslage (das ist bis heute so). Ein Händler analysiert das Risiko des Wiederverkaufs, kauft daher größere Margen, um einen „guten“ Preis zu erzielen. Wenn Band inseriert „bei uns vorrathig“, dann ist das eines der stärksten Indizien, dass Band kein einziges Instrument baute.
100 Jahre im Zeitraffer
von Handäoline zum Bandoneón
- Buschmann baut einen Balg zwischen Stimmplattengehäuse, nennt dies „Handäoline“
- Demian erfindet ein „halbes Accordion“ und stimmt ganze Akkorde ein
- der Engländer Wheatstone [7] patentiert ein chromatisch gleichtöniges Spielsyteme
- Uhlig baut ebenfalls Kasten links, Basstöne < Balg > Kasten rechts, Diskanttöne – stimmt wechseltönig und Tonreihen diatonisch in Terzen. Er nennt 1834 seinen quadratischen Instrumenten-Entwurf „Accordion neuer Bauart“, so wurde es von Band in Inseraten bis 1855 auch verwendet
- Uhlig/Lange fertigen weitere diatonische Reihen
- 1840 Exporte nach England, Polen, Amerika
- der Begriff „German-Concertina“ erscheint 1846 in einem englischen Tutor für „Twenty and ten Keys“ [4]
- lt. Frau Dr. Janine Krüger etikettiert Heinrich Band in seiner Krefelder Werkstatt gekaufte Instrumente mit seinem Namen (Vermutung)
- Dez. 1850 Band (Anzeige) „durch eine neue Erfindung …haben wir Instrumente (Konzertinas) mit neuer Konstruktion 88 bis 104tönige vorrathig…und bisherige 20 bis 88tönige“
- Zimmermann stellt 1851 88- & 108tönige chromatische Concertinas mit Octavdruck auf der Weltausstellung in London vor
- 1855 Band (Anzeige) bewirbt gekaufte Concertinas/Accordions als „Bandaninos“ – (unwahrscheinlicher Schreibfehler, gern als Anekdote erzählt) und evtl. Bandonium für den Frankreichexport (beides revidierte Namensentwürfe)
- 1855 in einem Freundesbrief wird sich für ein „Bandonion“ bedankt
- 1856 Schmitz (Krefelder Instrumentenhändler) erste gedruckte Namensveröffentlichung in einer Anzeige „Concertina … auch Bandonion genannt“
- 1860 Band verstirbt – Bands Witwe verkauft nur noch „Bandonions aus e i g e n e r Fabrik“
- ab 1864 vollzieht ELA/Carlsfeld den Vollausbau bis zum 142tönigen „Rheinischen“ Bandoneon
- Bands Nachfahren bekommen ab 1900 offenbar keine größeren Produktionskapazitäten mehr in Sachsen und verlieren ihren Sonderstatus extragefertigter eckkantiger Exportmodelle
- die gebrochene „Lyraecke“ hat sich durchgesetzt, das Selbstbewusstsein der Harmonikaproduzenten spielt Alfred Bands „Markenkleben“ nicht mehr mit und man offeriert schon länger unter eigenem Namen auf den Balgklappenschildern (Zeuner, ELA, AA usw.)
- Tastaturentwürfe, Stark, Zademack, Pegury, Kusserow u.a. räumen das chaotische System auf und bauen gleichtönige didaktische Instrumente in konstruktiven Merkmalen der Konzertina
- Konzil des Bundesverbandes kreiert 1924 das 144tönige Einheits-Bandonion & die 128tönige Einheitskonzertina
- AA und ELA übernehmen fast komplett den Export nach Südamerika, andere wie Hohner wollen partizipieren, wiederholen Bands Markenkleberei und labeln ELA-Instrumente.
Antrieb der Fortentwicklung des Instrumentes war und ist das eigentliche geschichtliche Vermächtnis bis zum heutigen Tag, den Interventionen und Anforderungen der Musiker nachzukommen. Die „erfinderischen“ Leistungen als auch die immerwährende Investition in die Produktion und Verbesserung von Bandonions fanden und finden in Sachsen statt.
Die Okkupation – Heinrich Band und das Bandonion
Genialer Erfinder oder Markenpolitiker, der sächsische Instrumente für seinen Profit umetikettierte
Seine größte Leistung war es, ein Instrument, das andere entwickelt hatten, unter seinem Namen bekannt zu machen – und dabei eine bis heute wirksame sprachliche Okkupation durchzusetzen. Die Verbreitung und Weiterentwicklung des Bandonions aber verdankt sich den Werkbänken Sachsens – nicht den Schaufenstern Krefelds.
Der Fall Dr. Krüger: Lokalpatriotismus trifft Forschung
Die Musikwissenschaftlerin Dr. Janine Krüger hat mit ihrem Buch „H. Band – Bandoneon – Reise aus dem Niederrheinischen in die Welt“ [11] eine gründlich recherchierte und verdienstvolle Arbeit vorgelegt. Dennoch zieht sie daraus den zentralen Schluss, Heinrich Band habe einen „entscheidenden Tastaturentwurf“ beigesteuert – ohne dies mit Primärquellen belegen zu können. Ihre These stützt sich auf die Annahme, Band habe im hinteren Teil seines Ladengeschäfts an einer eigenen Lösung gearbeitet. Doch solche Werkstätten waren Standard bei Instrumentenhändlern der Zeit und beweisen keine kreative Eigenleistung. Der vermutete „entscheidende Entwurf“ bleibt spekulativ.
Die Deutung steht – so scheint es – auch im Dienst des lokalen Interesses: Band als identitätsstiftende Figur für die Stadt Krefeld zu würdigen. Dabei tritt jedoch in den Hintergrund, dass weder Innovation, Fabrikation noch technischer Fortschritt aus seiner Hand stammen.
Ein Händler, kein Erfinder
Heinrich Band war Musikalienhändler in Krefeld. Er verkaufte in den 1840er Jahren die „German Concertina“ [4], die er von sächsischen Herstellern wie Carl Friedrich Uhlig und Carl Zimmermann bezog. Diese hatten das Instrument entwickelt und spieltechnisch durchdacht aufgebaut. Band aber etikettierte sie kurzerhand neu – als „Bandonion“, obwohl weder Bauweise noch Klangkonzept aus seiner Hand stammten.
In Anzeigen der 1850er Jahre experimentierte er zunächst mit Begriffen wie „Bandanino“ oder „Bandonium“, bis er sich 1857 schließlich für die Bezeichnung „Bandonion“ entschied und sie erstmals offiziell in eigenen Publikationen verwendete.
Warum die Hersteller nachzogen
Dass sich der Begriff Bandonion etablierte, hatte einen einfachen Grund: Die sächsischen Hersteller waren ökonomisch abhängig von ihren Absatzmärkten. Krefeld, das Rheinland und andere städtische Vertriebszentren verlangten zunehmend nach „Bandonions“ – also mussten die Produzenten ihre Instrumente entsprechend beschriften, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ein Festhalten an der ursprünglichen Bezeichnung „Konzertina“ oder „Accordion“ hätte Verkaufschancen geschmälert.
Ein Beispiel dafür findet sich in einer Anzeige des Krefelder Händlers Schmitz von 1856. Dort heißt es: „Accordions, Concertina’s (von einigen auch wohl Bandonion’s genannt) […] mit Oktavdruck.“
Die Formulierung zeigt, dass die Begriffsverwendung damals noch uneinheitlich war – aber auch, dass sich der neue Name bereits durchsetzte. Entscheidend: Die angebotenen Instrumente stammten nachweislich aus der Produktion von Zimmermann in Carlsfeld – also aus Sachsen. Dass sie in Anzeigen bereits unter dem Namen „Bandonion“ liefen, zeigt den beginnenden Zwang zur Anpassung.
Die Namensübernahme war daher kein Ausdruck von Anerkennung gegenüber Heinrich Band, sondern eine notwendige Reaktion auf den Markt, ausgelöst durch eine sprachlich geschickte Besitzbehauptung. So wurde ein Manufaktur-Produkt aus Sachsen unter einem Markennamen vertrieben, der die Herkunft verschleierte – und den Ruhm umlenkte.
Die Wirkung bis heute
Der Brockhaus-Eintrag von 1864 übernahm bereits die Sichtweise vom „Erfinder“ Heinrich Band – und wurde von Lexikon zu Lexikon tradiert, bis hin zur heutigen Wikipedia. Erst spät, z. B. im Bertelsmann-Lexikon [2] von 2003, beginnt sich die historische Darstellung zu korrigieren.
Das Kuckucksei
<Zitate aus dem Video>:
Dr. Janine Krüger „…er [Heinrich Band] hat aus dem „Accordion“ einfach ein größeres Instrument gebaut..“ – „…und es stehen noch Zahlen über den Knöpfen, man kann ohne Notenkenntnisse … ein Instrument lernen“.
Der OBM Krefelds F. Meyer: „…ein Instrument was aus unserer Stadt stammt…
Gabriele König Kulturreferentin: „…ich kenne sonst keine Stadt, die sich tatsächlich ein Instrument zu eigen machen kann, …es kommt tatsächlich hier her „[Krefeld].
Was machen die da?
Krefeld besteht darauf, dass das Instrument Bandonion seinen „Weg vom Rheinland hinaus in die Welt“ nahm, also auch nach Sachsen. Welch‘ phantasievolle Geschichtsbeugung oder anders gesagt „Error – unerlaubter Zirkelbezug“. Nein, das Bandonion kommt nicht aus Krefeld. Alle gezeigten Instrumente kommen aus Sachsen und sind gelabelte fremdproduzierte eingekaufte Waren. Uhligs Urintension: „ein systematisch zu spielendes und mittels Zahlen/Symbole einfach zu lernendes Instrument zu bauen“ wird kurzerhand auf Band übertragen.
Die Produktionzahlen und Exporte nach England und dessen Kolonien sind in der [„Statistik und Lage der Industrie und des Handels im Königreich Sachsen bis auf die neueste Zeit (Ende 1864)„] beschrieben und marginalisieren die Buchtitelausgabe vehement. Zitat: „liefert wöchentlich zu 100 Dutzend (1200 Stk.) Ziehharmonikas, die ihren Absatz größtenteils nach England haben.“
Nein, Band baute nicht „einfach“ ein größeres Instrument und schon gar nicht aus dem ‚Accordion‘. Und wenn Frau Krüger die Begrifflichkeit „Accordion“ verwenden möchte, dann muß zwingend auch der Uhligsche Nachsatz „neuer (Bau)Art“ genannt werden, ansonsten wird jedweder Laie ihre Expertenaussage in Frage stellen. „Accordieren“ war zu dieser Zeit gebräuchlich und meint, durch Drücken von mindestens drei Tasten, nämlich Grundton, Terz, Quinte wird ein Akkord gebildet. So verstand es Uhlig und so auch Band.
Es bleibt lediglich Behauptung, dass Band bei Fremd- bzw. Auftragsfirmen veranlasste, einzelne Töne der vorhandenen deutschen Konzertina „umzustimmen“, Belege/Notizen/Protokolle/Anweisungen sind bisher nicht auffindbar.
Woraus leiten die Krefelder ihre Erfindungshoheit ab?
1890/1891 ein Artikel von Uhligs Schwiegersohn Johann David Wünsch (1814–1895) aus dem Leipziger Tageblatt (40 Jahre nach Hörensagen): „…auf Veranlassung von Band sowie einiger Spieler wurden nun auch Instrumente mit 88 Tönen gebaut, an denen Band einige Töne umstimmte und ein Schild mit dem Namen Bandonion anbrachte…“ [5]
Die Umstimmung meint z.B. das doppelte „Fis“ zu „Gis“ in der Chemnitzer Concertina (auch noch der Vierreihigen von Uhlig).
Der Wunsch nach Tastaturerweiterung wurde zweifelsfrei auch von rheinländischen Spielern an Heinrich Band herangetragen. Und man kann davon ausgehen, dass dies deutschlandweit geschah. Doch wir müssen genauer „hinhören“. Umstimmen, das heißt, direkt die Stahlzunge befeilen, um diese einen Halb- oder Ganzton zu erhöhen oder erniedrigen. Mehr ist nicht „rauszuholen“ und würde zum Dauerbruch führen. Neue Töne benötigen einen Neubau der gesamten Stimmplatte, der Stimmstöcke, der Grundplatte und Einpassen der Tastaturanlage. Meine Behauptung: das war Band konstruktiv und technologisch nicht möglich! Was meinen Sie, meine Herren Geuns, Fuhrich, Wallschläger, Fischer, Heveling?
Die {Recherchearbeit des Münchners Norbert Seidel} legt den Schluss nahe, dass der Carlsfelder Carl Friedrich Zimmermann [6] die Erweiterung des Tonumfanges der deutschen Konzertina vorgenommen hat. Oder war es Reichel. Beide haben bei Uhlig gelernt.
Es gibt keinen Bandschen Prototyp! Die Instrumentenentwicklung können wir nur anhand der in Sachsen gefertigten Originalinstrumente, aus der Zeit von 1821 bis 1855, nachvollziehen. Es war alles funktionierend schon da, der Kasten, der Balg, die runden Tasten, das Hebelwerk/Befederung/Dichtung/Dämpfung, die Stimmplatten, die Oktavierung, die Aufteilung in Bass und Diskant (im Gegensatz zu Wheatstone [7]), die diatonische (tonartgebundene), teilweise chromatische (Intervall kleine Sekunde) aber wechseltönige Tonanordnung. Was fehlte war ein Patent, weil das deutsche Patentamt [8] erst 1877 eröffnete. Die Bands machten sich dies zu Nutze und gingen forsch in die Vermarktung, sie waren weder Instrumentenmacher noch Konstrukteure und inserierten hochstapelnd als Fabrikanten.
Jetzt wird’s richtig Konstruktiv!
Zuförderst sollte der Text S. 72 aus „Statistik und Lage der Industrie und des Handels im Königreich Sachsen 1864„ unbedingt zum „besseren Verständnis“ gelesen werden!
Bässler, Seifert, Thiele, Bischoff, Wiesner, König, Reichelt, Zeuner, Burkhard, ELA, Alfred Arnold, Arno Arnold, Birnstock [9] und viele andere sind „tatsächliche“ Bandonion- und Konzertinahersteller. Was kann man von Erfindern bzw. Produzenten abverlangen? Neben der beschriebenen Arbeitsteilung braucht es:
– metallurgische EXPERIMENTE mit den Legierungen der Stahl-, damals auch Messingzungen,
– Zungenformen, Zungenstärke, Schliff, Beschwerung (Blei, Lot, Wachs etc.)
– die Durchbiegung- und Ansprechverhalten der Zungen [10],
– Tonveränderung bei Druckunterschieden,
– Kanal- & Hebelöffnungsweiten,
– zu den Druck- & Größenverhältnisse in den Stimmstöcken,
– verschiedene Variantenvergleiche zu didaktischen Mensuren,
– Ventilierung, Abdichtungen
– Gängigkeit und Lagerung der Hebelmechanik, Gelenktasten
– ergonomische Anordnung und Federdruck der Tasten,
– Balgentwicklung Knicktest, Dauerbruch,
– Leime und Kleber
– Beschläge, Schrauben, Nägel
– Tests zur Materialdauerfestigkeit und
– technologische Vorgaben zur Arbeitsteilung, Materialbeschaffung, die sozialen Attitüden jedweder Produktion.
Reminiszenz: „Band hat’s vergeigt – Ja, was hätte er denn tun sollen?“
20 Tage nach dem Ableben von Heinrich Band übernahm die Witwe Johanna Band mit einem Zigarrenhändler namens Dupont die Geschäfte und ab 1882 dann ihr Sohn. Dieser war nicht mehr so zimperlich wie der Vater (der „nur“ seinen Namen aufklebte) und ließ auf jedes gekaufte Instrument die Blechmarke „A.Band,Crefeld Bandonion-Fabrik“ anbringen. Was für ein stolzer Sohn der Stadt Krefeld.
Die späteren Versuche eine aufgeräumte logische Tastatur zu etablieren, scheiterten alle an den massenhaften Verkäufen der „unsäglichen Tastatur“ (Zitat Oriwohl) des Rheinischen und Einheitsbandonions (ab 1924). Wieder „umlernen“ wollte keiner. Egal ob Bandonion oder Concertina, es wurde ohnehin in der alten Kernlage von Uhlig/Zimmermann gespielt. Die erweiterten Tastaturen blieben „nach vielen Übungsstunden der Verzweiflung“ ambitionierten Spielern vorenthalten. Falls Ihr liebe Lesende, mal auf einen Wechselton-Bandoneonspieler treffen solltet, bittet ihn, das eben gehörte Stück nur einen „halben Ton tiefer“ zu spielen. Ihr werdet zu hören bekommen: „oh, ich habe noch einen Termin“. Deshalb sind in der heutigen Zeit die Gleichtoninstrumente auf dem Vormarsch, vor allem für Spieler, welche zuvor Akkordeon gelernt haben.
Heinrich Band hätte spätestens nach dem 6ten „irgendwohin“ verlegten Ton intervenieren müssen und eine didaktische Tastaturanlage „erfinden“ können und dieses Palaver um die Erfinderhoheit würde nicht stattfinden, weil „der Musiker H.Band eine genial stringente Tastatur sich erdacht hatte, mit einem Gebrauchsmuster versah und der Welt als Patent freigab.“
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[1] BI-Elementar-Lexikon Leipzig 1985
[2] Bertelsmann Lexikon 2003
[4] concertina.com/merris/minasi-german-tutor-1846/index.htm
[5] rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinrich-band/
[6] carl-friedrich-uhlig.de/von-chemnitz-ins-umland/
[7] concertina.com/wheatstone/Wheatstone-Concertina-Patent-No-10041-of-1844.pdf
[8] dpma.de/dpma/wir_ueber_uns/geschichte/index.html
[9] bando-bando.de/verschiedenes/hersteller.html
[10] klausrohwer.de/privat/hobbies/muha/muhapubl/strobo.htm
[11] klartext-verlag.de/buecher/sachbuch/5938/heinrich-band.-bandoneon
[12] harmonikaverband.at/2018/08/10/175-jahre-accordion/
[13] blattfuchs.de/produkt-kategorie/print-produkte/sachbuecher/