Instrumentenkunde






Die durchschlagende Zunge
Entwicklung, Klangbildung und ihre Bedeutung für Konzertina, Bandonion und Tango
Die durchschlagende Zunge ist das zentrale klangerzeugende Kernstück der Konzertina, dem Bandonion und aller Harmonikainstrumente. Ihre Entwicklung reicht bis zu uralten asiatischen Vorbildern der Sheng zurück und erlebte in Europa durch Pioniere wie Christian Gottlieb Kratzenstein, Anton Haeckl und Christian Friedrich Ludwig Buschmann wichtige Fortschritte.
Die durchschlagende Zunge (auch Durchschlagsunterbrecher oder Stimmzunge) ist ein federharter Metallstreifen, der auf einer Stimmplatte (Zink oder Aluminium) aufgenietet ist und beim Anblasen die durchströmende Luft periodisch unterbricht. Diese schnelle Unterbrechung der Luftsäule (Luftabriss) erzeugt Schallwellen und somit einen hörbaren Ton. Die Frequenz der Zunge hängt von ihrer Länge, Form und Masseverteilung ab und lässt sich durch Ab- oder Auftragen von Material fein stimmen.
Die Erstbewegung der Zungen erfolgt nur in einer Richtung und benötigen eine kleine Aufbiegung, um überhaupt zu losschwingen. Sie liefern ihre Grundfrequenz; die hörbaren Obertöne entstehen dabei hauptsächlich durch die Bewegung der umgebenden Luft. Resonierende Bauteile oder der Instrumentenkorpus tragen nur wenig zur klangspezifischen Färbung bei, da die Stimmzunge ein Selbstklinger ist und sind Harmonikas keine Resonanzinstrumente.
Historisch reicht dieses Schallerzeugungsprinzip bis in die Antike zurück und war bereits um 2800 v. Chr. in der chinesischen Mundorgel Sheng verbreitet. Erst durch den Austausch mit China gelangte die Technik nach Europa: Jesuiten wie Père Amiot brachten 1776 Stimmzungen nach Paris. Dort regten sie Forscher an, das Prinzip zu erforschen. Christian Gottlieb Kratzenstein verwendete es 1780 in seiner Sprachmaschine, und der Orgelbauer Franz Kirschnik übertrug es wenig später auf Kleinorgeln.
Im 19. Jahrhundert gewann die durchschlagende Zunge stark an Bedeutung. Georg Joseph Vogler trug dazu bei, dass diese Technik sich rasch in Europa verbreitete und in zahlreichen Orgeln als eigene Register und mechanischen Instrumenten eingesetzt wurde.
Als eines der ersten Tasteninstrumente mit durchschlagenden Zungen gilt die Physharmonika (ca. 1818/19, Anton Haeckl, Wien), die und als direkte Vorläuferin des Harmoniums bezeichnet werden kann.
Besonders wichtig war auch die Aeoline (oder Äoline), die der deutsche Instrumentenbauer Christian Friedrich Ludwig Buschmann um 1822 entwickelte. Dieses frühe kleine Balginstrument mit frei schwingenden Stimmzungen bereitete der späteren Entwicklung der Mundharmonika sowie aller Handzuginstrumente den Weg. Leider ist bisher keine belegbares Instrument aufzufinden.
Ein herausragendes Zentrum der Stimmzungen-Fertigung war die Firma DIX in Gera, die als besonders präziser Hersteller galt und die besten Stimmplatten ihrer Zeit produzierte. Diese erstklassige Qualität der DIX-Stimmplatten trug entscheidend dazu bei, dass der unverwechselbare Klang der Bandonions und der Tango-Musik geprägt wurde. Bis heute ist der berühmte, schneidend scharfe aber ausdrucksstarke Ton dieser Stimmplatten ein wichtiges Klangmerkmal der traditionellen Tangointerpretation.
Die Eigenheit des „Anzwitschern“ stark akzentuierter Töne ist nur mit Zinkplatten-Exportinstrumenten der Amerikaserien ab Mitte der zwanziger Jahre bis zum Kriegsbeginn 1939 zu erzielen. Im Klangvergleich mit Neubauinstrumenten ist es bisher selten gelungen, diesen Effekt zu erzielen. Selbst im Klanglabor Zwota/Sa. angefertigte Klanganalysen „alter“ Bandonions können diesen Effekt noch nicht erklären.
Ordnungssytem in Instrumentengruppen
Die Einordnung des Bandonion ist nicht ganz leicht. Hier ein Versuch, wer es besser weiß bitte melden.
Ohne die Bandsche Namensadaption wäre es Gattung „German Concertina“ und Art „Rheinische Concertina“ geworden. Bei der Einheitskonzertina und dem Einheitsbandonion hätte man sich was Einfallen lassen müssen…
Aufbau und Bezeichnungen
externe Webseite
https://harmonicalibrary.de/bandoneon/?page_id=1537
Kooperation HTWK Leipzig und Bandonionverein Carlsfeld